Viele Anleger wollen konkret wissen, welche Aktie denn zur Zeit am besten ist, die man „jetzt“ kaufen soll. Oft bekommt man Ratschläge im Bekanntenkreis oder in den entsprechenden Medien.

Stellen Sie sich diese Frage bitte als Letztes, wir erarbeiten jetzt erst einmal die langfristige Strategie, mit der man sein Geld in Aktien investiert, damit es langfristig eine Rendite abwirft und man dabei ein überschaubares Risiko eingeht: Splitten wir die Risiken, die eine Aktienanlage nun einmal mit sich bringt, in unterschiedliche Teilrisiken auf und versuchen diesen dann Herr zu werden:

1.) Die Baisse: Es gibt Zeiträume, in denen geht die Börse auf breiter Front auf Talfahrt: Die sog. „Baisse“. Charakteristisch dafür ist, dass (fast) alle Aktien auf (fast) der ganzen Welt in ihren Kursen längere Zeit nach unten gehen. Eine solche Baisse kann die verschiedensten Ursachen haben: Außenpolitische Konflikte- im schlimmsten Fall Krieg, große Naturkatastrophen, politische Umstürze in wichtigen Ländern, Seuchen wie Corona sind einige unterschiedliche Ursachen für einen Aktiencrash. Beim Erstellen dieser Webseite befinden wir uns im 2. Jahr des Ukrainekrieges und in Israel droht ein weiterer militärischer Konflikt. Solche von außen verursachten Kursrückgänge nenne ich einmal „extrinsisch verursacht“.

Es gibt aber noch eine wichtige Ursache für einen Rückgang von Aktienkursen auf breiter Front: Die übertriebene Gier der Anleger nach Gewinnen und damit das Überinvestment in Aktien. Wir erinnern uns: Der Kurs einer Aktie folgt den Gesetzen von Angebot und Nachfrage: Wenn zu viele Anleger bereit sind mehr Geld für einen Unternehmensanteil zu zahlen, so steigt der Preis dieser Aktie. Dies kann zu Übertreibungen führen, die irgendwann von den Anlegern bemerkt werden und dann selten, aber eben doch vorkommend, panikartig korrigiert werden. Solche Baissephasen nenne ich einmal intrinsisch, also „von innen heraus“.

Baissephasen sind in der Regel heftiger als die Haussephasen, die sich länger hinziehen, aber in aller Regel nicht so spektakulär schnell nach oben gehen.

Der Anleger möchte nun gerne wissen, wie man diese grundsätzlichen Börsenbewegungen vorhersehen kann. Ich muss Sie enttäuschen: Es wäre gelogen, wenn ich mich dazu vollständig in der Lage sehen würde! Insbesondere bei extrinsischen, also von außen verursachten Baissephasen, ist eigentlich jeder Anleger-privat oder professionell- machtlos. Deshalb verhalte ich mich seit langem wie folgt: Ich diversifiziere mein Depot vor allem in zeitlicher Hinsicht: Soll heißen: Ich kaufe von dem Geld, welches ich für die Aktienanlage zur Verfügung habe, regelmäßig Aktien. Etwa alle drei Monate kommt eine Position hinzu. Wenn man monatlich einen Betrag von 300-500€ zurücklegt, so besitzt man nach einem Vierteljahr für eine neue Einzelposition etwa 900-1.500€. Dieses Geld lege ich dann vierteljährlich in eine Einzelposition an. So verfahre ich seit vielen Jahren, und ich habe damit schon richtige Crashs durchgestanden, auch z. B. die Subprimekrise 2008 oder „9/11“ im Jahre 2001. Ich investiere einfach weiter! Während und unmittelbar nach einem solchen Crash, wie wir ihn 2001 oder 2008 hatten, erhalte ich die Aktien sehr viel billiger als in den Zeiten, in denen Kurse Höchststände haben. Damit erhalte ich eine Diversifikation in zeitlicher Hinsicht. Ich investiere in Aktien, wenn sie hoch stehen und wenn sie niedrig stehen, fertig! Die Aktien, die ich gekauft habe, halte ich in der Regel- d. h., ich verkaufe sie nicht! Diese Strategie nennt sich übrigens auf Neuhochdeutsch „Buy-and-hold-Strategie“.

Wenn man so investiert, besitzt man nach 20 Jahren etwa 80 Positionen- jede Position mit einem ursprünglichen Anlagebetrag von ca. 1.000€, dazu kommen die Kursentwicklung und die Dividenden. Ein Durchschnittsdreißigjähriger ist also mit 50 Jahren ein richtiger Aktionär, wenn er nur 300€ im Monat zurücklegt, in Aktien investiert und regelmäßig, etwa alle drei Monate eine Position aufbaut. Selbst wenn man lediglich 100€ im Monat zur Verfügung hat, so besitzt man nach 20 Jahren ein Depot von 24 Positionen mit je 1.000€ Einkaufswert. Mit dieser Einstellung durchlebt man Crashs- man durchlebt sie nicht nur, sondern man freut sich nach einigen Jahren, dass man an seiner Strategie festgehalten hat, denn häufig sind es gerade die Positionen, die man unmittelbar nach den Crashs gekauft hat, die mit hohen Gewinnen im Depot liegen geblieben sind.

Sicher, es wäre schön, wenn man Crashs im Vorfeld erkennen könnte und sein Investment ein paar Monate nach dem Crash investieren würde- oder sogar einige Positionen vor dem Crash verkaufen könnte, aber ich sage Ihnen heute mit 30 Jahren Börsenerfahrung, dass dies für einen Privatanleger kaum möglich ist. Aber auch institutionelle Anleger werden oft kalt erwischt. Ich bin ehrlich genug, dass ich weder den Crash bedingt durch „9/11“ im Jahr 2001 noch den Corona-Crash 2020 vorhergesehen habe.

Die intrinsischen Börsenkollapse, also die, die durch übertriebenes Investment der Anleger in Aktien verursacht werden, diese Baissephasen kann man im Vorfeld hingegen erahnen, dafür werde ich Ihnen noch Orientierungshilfen geben. Deshalb konnte man die Dotcom-Blase 2000 und die Subprimekrise 2008 zumindest erahnen und sich entsprechend gering investieren. Ich werde versuchen, Ihnen dazu in einem Link einen entsprechenden Leitfaden vorzustellen. -> Link Grundlagen auf dieser Webseite

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2.) Niedergang einzelner Branchen Viele Interessierte, mit denen ich gesprochen habe, die sich aber bislang nicht getraut haben, Geld in Aktien zu investieren, verweisen darauf, dass man als Privatanleger keinen Überblick hat, welche Branche in den nächsten Jahren rückläufige Gewinne verzeichnen wird. Ich kann mir mehrere Branchen vorstellen, die in den nächsten Jahren einen Niedergang erleben werden. Oft hört man von einem bevorstehenden Niedergang der Autobauer mit Verbrennungsmotoren, und folglich damit der Ölbranche, der prognostiziert wird. Der klassische, stationäre Einzelhandel wird ebenfalls oft genannt.

Ich kann mir jedoch vorstellen, dass dieser Niedergang doch nicht wie prognostiziert eintreten wird! Schon oft wurden einzelne Branchen totgesagt und stiegen anschließend wieder aus ihrer eigenen Asche auf. Das Problem ist aber lösbar, wenn man sich die gleiche Gelassenheit bewahrt wie bei der Wahl des Zeitpunkts der Aktienanlage: Ich diversifiziere mein Depot dahingehend, indem ich so ziemlich alle Branchen querbeet kaufe! Alle drei Monate kommt eine Position dazu, und ich achte darauf, dass ich bezüglich der einzelnen Branchen keine Klumpenrisiken eingehe! Einmal kaufe ich eine Autoaktie, drei Monate später einen Immobilienkonzern, drei Monate später einen Tablethersteller…. Bevor ich mir eine Aktie aussuche, analysiere ich mein Depot, welche Branche in meinem persönlichen Depot noch fehlt, bzw. jetzt, wo ich bereits mehr als 50 Einzeltitel in meinem Depot habe, analysiere ich, welche Branche in meinem Depot untergewichtet ist und suche dann gezielt eine Aktie in dieser Branche. Der Auf- und Niedergang einzelner Branchen ist meines Erachtens genauso wenig vorherzusehen wie eine Baisse. Ich mute mir nicht zu, heute sicher zu entscheiden, welche Branche im Jahr 2021 oder noch später Zuwächse besitzen wird. Branchen, denen ich zwar langfristig hohe Zuwächse zutraue, etwa der Bereich Digitalisierung, müssen in aller Regel sehr hohe Investitionen für Ihr Geschäftsmodell tätigen. Ob sich diese Investitionen für das einzelne Unternehmen auszahlen werden, ist für mich nicht vorhersehbar. Die Branche mag wachsen, aber die Entscheidung für das Investment in ein einzelnes Unternehmen kann sehr wohl schief gehen. Ich werde in dem nächsten Kapitel meine persönliche Analyse zu einigen Branchen exemplarisch geben und damit eine Sichtweise vermitteln, wie man erkennen kann, ob eine Branche tendenziell über- oder unterbewertet ist. Aber eine sichere Vorhersage kann Ihnen niemand geben.

Deshalb darf ich Ihnen ans Herz legen, dass eine Diversifikation in viele Branchen für einen Börsianer die wichtigste und einfachste Strategie ist, das Risiko des Depots zu reduzieren. Eine Verfeinerung dieser einfachen Strategie ist ziemlich kompliziert und geht häufiger schief, als dass dies erfahrene Anleger für sich selbst zugeben wollen.

Sie sollten also immer in Aktien aus unterschiedlichen Branchen investieren, um Ihr Risiko zu verringern. Ich rate Ihnen im Vorfeld lediglich von den Branchen ab, deren Produkte man gar nicht versteht, dazu gebe ich Ihnen noch Beispiele. -> Link Brachenanalysen auf dieser Webseite

3.) Niedergang einzelner Regionen Ebenso wie einzelne Branchen Aufstiege und Niedergänge zu verzeichnen haben, kann es einzelne Regionen geben, die sich über Jahre und Jahrzehnte schlechter entwickeln als die Weltwirtschaft. Je weiter weg die Region von dem Lebensmittelpunkt des Anlegers entfernt liegt, desto schlechter kann er die wirtschaftlichen Perspektiven einschätzen, die eine Region besitzt. Die Lösung dieses Problems ist ähnlich wie bei der Branchenproblematik: Investieren Sie einfach in möglichst viele Regionen, wobei ich Ihnen rate, die wirtschaftliche Bedeutung einzelner Regionen mit einzubeziehen, d. h., Ihre Aktien da überproportional zu kaufen, wo eine hinreichende wirtschaftliche Bedeutung liegt. Einzelne Regionen können ebenso von einem Auf- und Niedergang betroffen sein wie Branchen. Niemand kann zu Beginn des Jahres 2020 mit Sicherheit die Folgen der Entscheidung Englands beurteilen, mit dem Brexit aus der EU auszutreten. Welche Auswirkungen der Brexit auf die englische Wirtschaft haben wird, das wird erst die Zukunft zeigen. Ich bin persönlich überzeugt, dass dies für England keine gute Entscheidung war, aber ich kann mich durchaus irren.

Als zweites Beispiel nenne ich China: Niemand kann heute mit Sicherheit sagen, ob China nicht genauso zerfällt wie die Sowjetunion zu Beginn der 90er Jahre, oder ob China nicht vielleicht doch die Wirtschaftsnation der Zukunft wird und die US-amerikanische und europäische Vorherrschaft ablöst. Beides halte ich für möglich, ich schließe weder das eine noch das andere aus. Also, für ein 30-Jahre-Investment streuen Sie in unterschiedliche Regionen Ihr Geld! Ich persönlich habe China untergewichtet, ich sehe mit Sorgen eher die Risiken der chinesischen Politik, ein 1.300.000.000-Volk autokratisch zu führen, als die Chancen, die dieser mittlerweile sehr beachteten Wirtschaftsmacht zukommen.

Ferner stehe ich im Fall China noch vor einem weiteren Problem: Es sind nur relativ wenige chinesische Aktien handelbar. Eine Diversifikation mit chinesischen Aktien ist schlecht möglich.

4.) Risiken der einzelnen Unternehmen Sie haben schon öfters mitbekommen, dass es einzelne Unternehmen gibt, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken, obwohl sie in einer wirtschaftlich starken Region beheimatet sind und die Branche an sich keine Probleme besitzt. Fehlentscheidungen des Managements gibt es nun einmal. Und diese Fehlentscheidungen wirken sich mit einiger Verzögerung auf den Geschäftsverlauf aus. Wie ich die Einzelaktienauswahl feinjustiere, dazu gebe ich im folgenden Kapitel Auskunft. Das ist wahrscheinlich die schwierigste Entscheidung bei der Aktienauswahl. Hier werden die Meinungen am ehesten auseinander gehen und hier finden Sie auf meiner Webseite die Analysen einiger Einzelaktien.

Zusammenfassend darf ich festhalten: Diversifizieren Sie Ihr Depot: a) In zeitlicher Hinsicht b) In Hinsicht auf unterschiedliche Branchen c) In Hinsicht auf unterschiedliche Regionen

Wenn Sie diese drei Diversifikationskriterien beachten, so handeln Sie umsichtig und werden mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolg beim Aktieninvestment haben! Ein einfaches Schema habe ich Ihnen auf meiner Webseite festgehalten. -> Link: Diversifikationsschema